mögliche Fehler der Initiatoren eines soziokratischen Wohnprojektes

Leitlinien verteidigen

Ein dringender Rat an alle Initiatoren und den Mitgliedern, die sich die Leitlinien eines Wohnprojektes wirklich zu eigen gemacht haben: Verteidigt die Leitlinien offensiv und benennt es auch genau so: Hier werden Leitlinien verteidigt.

  • Wenn die Leitlinien geändert werden sollen, dann in einem gemeinsamen Prozess oder einer Mediation, nicht in einer Abstimmung oder einer Situation, die einer "feindlichen Übernahme" ähnelt (der Vergleich hinkt, weil die "feindliche Übernahme" hier nicht die Macht von anderen Machthabern übernimmt, sondern von sich selbst).
  • auch Fragt immer mal wieder nach, ob die Werte noch Gültigkeit haben und ob ihr selbst diese Werte auch lebt.
  • Ruht euch nicht darauf aus, dass diese Werte unangreifbar sein werden. Dies gibt es nicht, alle Werte können sich als Seifenblase herausstellen, wenn Jemand eine Nadel daran hält.
  • Wenn es dann doch zu einer Veränderung gekommen ist, nach der ihr die Grundzüge des Projektes nicht mehr wieder erkennen könnt, verlasst das Projekt selbstbestimmt und lasst die Gegenwehr bleiben. Wenn eine hierarchische Struktur entstanden ist dann gibt es keine Chance, die Entscheidungskraft des Plenums wieder herbeizuführen. Siehe dazu die Buchempfehlung

 

Fehler bei der Entwicklung eines Konsens- Projektes (soziokratisch)

Wenn ein Projekt entwickelt werden soll, dass nach dem Prinzip des Konsens lebt, dann dieser Rat von mir: Ihr habt ein hohes Recht, die Mitglieder danach auszuwählen, dass sie sich nachhaltig im Konsens bewegen und dies nicht nur sagen, weil sie mitmachen wollen. Wie man dies herausfinden kann, muss die Gruppe zusammen im Konsens entwickeln. Wenn ihr selbst Initiatoren seid, dann sei euch dies gesagt: Wenn ihr nicht genügend Mitglieder zusammenbekommt, bei denen ihr euch sicher seid, dass sie zu dem Projekt passen, beendet den Versuch der Realisierung.Der Zeitpunkt ist allerdings schwer zu bestimmen und der eigene Gegner ist dabei der Ehrgeiz

 

trügerische Sicherheit

Es ist nicht sicher, ob dies etwas verhindern kann, was dringend verhindert werden muss:

  • Vereinbart vor Beginn jeder Sitzung des Plenums, dass die Gesprächsleitung eine passive Rolle annehmen muss. Die Gesprächsleitung soll das Gespräch leiten, nicht den eigenen Monolog. Wenn die Gesprächsleitung in vorhergegangen Sitzung diese Voraussetzungen nicht erfüllt hat, sagt diesen Mitgliedern dies mit einer offen vorgetragenen Begründung. Wenn das nicht geht, erbittet eine Mediation.
  • Vereinbart vor Beginn jeder Sitzung des Plenums einen Notfallplan. Dies kann ein Handzeichen oder ein Codewort sein. Vereinbart, dass dieses Zeichen eine sofortige Pause des Plenums auslöst.
  • Hütet euch vor Parallelwelten wie Whatsapp, "Kleingruppen-Plenumssitzungen" und Treppenhaustratsch.
  • Wenn ihr einen internen BLOG als Informationsmedium betreibt, vereinbart eine Diskussion im Plenum. Eine Diskussion im BLOG verleitet zu verbalen Entgleisungen, weil man sich nicht im Gespräch in die Augen sieht.
  • Nehmt es nicht nur zur Kenntnis, wenn Mitglieder den Konsens verlassen oder andauernd die eigene Verantwortung für den Weg zum Konsens vergessen. Kümmert euch aktiv um Mitglieder, die bei der Diskussion um vorgebrachte Anliegen mit dem Statement beginnen: "Das ist mit mir nicht zu machen!". Wenn ihr dies dennoch ignoriert, weil die Verarbeitung anstrengend werden kann, dann habt ihr den Weg zum Konsens bereits aufgegeben. Wenn ihr euch nicht traut, dies zu benennen, erbittet eine Mediation
  • Vermittelt allen neuen Mitgliedern und allen Interessenten, worum es bei dem Weg in den Konsens geht. Lasst sie die Leitlinien unterschreiben, beispielsweise "alle Mitglieder sind Gleichberechtigt" oder "wir vermeiden hierarchische Strukturen". Dann könnt ihr im Falle eines Falles zumindest den Versuch unternehmen, Mitglieder später darum zu ersuchen, zu den von ihnen unterschrieben Leitlinien zurückzukehren oder sie darum zu bitten, das Projekt zu verlassen, wenn sie die Leitlinien wirklich verlassen.
  • Wenn ihr recht viele Genoss*innen im Projekt habt, die aufgrund ihrer Ausbildung in der Lage sein sollten, Ausgrenzungen zu erkennen, verlasst euch nicht darauf, das sie dies schon tun werden. Benennt Ausgrenzung als solche.